Gerade als Standesvertreter ist es wichtig, nicht nur immer darauf hinzuweisen was alles schlecht läuft, sondern auch mal aufzuzeigen was schon gelungen ist und positiv umgesetzt werden konnte. Vor allem dann, wenn man selbst erlebt hat, was es heißt ein Systemerhalter zu sein.
Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich mich in den Tagen nach Beendigung meines Studiums telefonisch bei der KAGes gemeldet habe um zu fragen, wie es denn aussieht mit einer Turnusstelle. Als Antwort bekam ich damals: „Um Himmels Willen … wie ich mir das vorstelle … so lange Warteliste … jeder will in die KAGes … ich soll mich in eineinhalb Jahren wieder melden … frühestens …“
Und nach einer wunderbaren und lehrreichen Lehrpraxiszeit war es dann so weit: Nach einem Jahr konnte ich hoffnungsvoll meinen Dienst in der KAGes antreten, um im Laufe der nächsten Jahre auf den Boden der Realität eines Nachwuchsmediziners geholt zu werden. Flascherl anhängen, sc-Injektionen, Briefe tippen und viele weitere solcher Schmankerl bestimmten großteils meinen und den Alltag meiner Kolleginnen und Kollegen.
Welche Stelle man als nächstes bekommen sollte erfuhr man oft erst am letzten Freitag eines Monats. Bis dahin war alles ungewiss, weil es ja auch kaum unbefristete Dienstverträge gab. Und am Ersten eines Monats „durfte“ man sich dann im Personalbüro eines neuen Hauses melden und das Rad begann sich erneut zu drehen. Nun, erinnern sich noch einige an diese Zeit?
Jedenfalls saßen meine Freunde und ich damals immer öfter zusammen und kamen schließlich zu folgender Einsicht: Nämlich dass wir zwei Möglichkeiten hätten. Entweder würden wir das Handtuch werfen und – wie zu dieser Zeit immer mehr junge Ärzte – die Flucht nach Deutschland antreten, oder wir würden die Dinge selbst anpacken. Und da war sie dann! Die berühmte Triebfeder. Jene Kraft die in einem aufkeimt, wenn er Dinge nicht hinnehmen will. Letzten Endes waren es genau die vorhin beschriebenen Umstände, die dazu geführt haben, sich beim letzten Kammer-Urnengang der Wahl zu stellen …
Und als es dann soweit war und die jetzige Kammerführung in die Verantwortung kam, wurde auch gleich eine Reihe an Verhandlungen gestartet. Als erstes durfte ich mit meinem Freund David Windisch die „transparente Warteliste“ innerhalb der KAGes verhandeln und zur Umsetzung bringen.
Damals eine wesentliche Forderung. Dass sie heute kaum bis keine Bedeutung mehr hat steht auf einem anderen Blatt …Und dann ging es Schlag auf Schlag: Unzählige Termine, Sitzungen, Besprechungen waren notwendig um alle Anliegen mit denen ich ja schließlich auch zur Wahl angetreten bin zu deponieren und erfolgreich zu verhandeln. Es war jene Zeit vor zwei Jahren, über die ich heute mit einem Lachen sagen muss: „Wir haben uns jedes Flascherl hart wegstreiten müssen.“ Wie auch immer: Faktum ist, dass in der Steiermark der „Flascherlzug“ endlich abgefahren ist.
Routineblutabnahmen, regelmäßiges EKG anlegen und Blutdruckmessen gehören mittlerweile ebenso der Vergangenheit an wie unzählige Chirurgieschleifen und Jobunsicherheit.
Heute ist nahezu jeder Turnusarzt in der Mindestzeit durchgeplant. Und plötzlich ist es auch möglich an Visiten und Abteilungsbesprechungen teilzunehmen sowie in der Ambulanz zu lernen. Ein Umstand, von dem sehr viele Kolleginnen und Kollegen vor einigen Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Aber dem nicht genug ist es uns auch gelungen weitere wesentliche Forderungen umzusetzen. Als Beispiele seien hier nur der Prüfungsurlaub, der bezahlte Notarztkurs sowie ein erhöhtes Fortbildungsbudget erwähnt. Gleichzeitig konnte in dieser Zeit eine der zentralsten Forderungen der IGAÄ – Interessensgemeinschaft Angestellte Ärzte – erfolgreich verhandelt werden:
Das Nachhausegehen nach dem Dienst nach 25 Stunden!
Liest sich ja fast so als wäre alles gut?! Nun, ich will es mal so formulieren: Es ist sicher vieles besser geworden. Aber das heißt deswegen nicht zwangsläufig, dass alles gut ist. Die Liste der noch unerfüllten Dinge, die wir als IGAÄ in den nächsten Jahren mit euch gemeinsam umsetzen möchten, ist lang. Ich meine damit die flächendeckende Kinderbetreuungsmöglichkeit an allen Standorten. Ich meine damit endlich die Einsetzung von Medizinische Dokumantationsassistenten und damit die Entlastung von Bürokratie.
Ich meine damit einen Ausbau der Teilzeitstellen und die Implementierung flexiblerer Arbeitszeitmodelle.
Das sind nur ein paar Beispiele, die es in anzupacken gilt und die in den nächsten Jahren zur Umsetzung gebracht werden müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ihr seht, dass Vieles schon erreicht wurde, Vieles liegt noch vor uns. Halten wir gemeinsam den Kurs, dann können wir auch gemeinsam etwas bewegen!
Euer Charly Kornhäusl